Mundt: "Pokal am Bieberer Berg? Ein Traum!"
[Foto: Kickers Offenbach/privat]
Drei Amateurteams unter elf Bundesligisten und zwei Zweitligisten im Achtelfinale des DFB-Pokals der Frauen: Kickers Offenbach aus der Regionalliga Süd ist eines davon. Mit drei Treffern in den Partien gegen den 1. FC Riegelsberg (2:0) und den SV Hegnach (3:0) hat Kapitänin Lisa Mundt wesentlichen Anteil daran. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 25-Jährige über den bislang größten OFC-Erfolg.
FUSSBALL.DE: Kickers Offenbach ist einer von nur noch drei verbliebenen Regionalligisten im Achtelfinale des DFB-Pokals der Frauen. Wie hört sich das für Sie an, Frau Mundt?
Lisa Mundt: Mega gut! Dass wir so weit kommen würden, war im Vorfeld nicht zu erwarten. Dass wir überhaupt dabei sind, ist schon ein Highlight. Für einen Großteil des Teams ist die Teilnahme am DFB-Pokal eine Premiere. Jetzt sogar im Achtelfinale zu stehen, ist etwas ganz Besonderes.
Was war ausschlaggebend, um sich gegen den Ligakonkurrenten SV Hegnach 3:0 durchzusetzen?
"Im Frauenfußball ist die Rivalität zwischen der Eintracht und dem OFC nicht so ausgeprägt wie bei den Männern"
Mundt: Ich denke, dass da der Ärger über unser 1:4 zum Ligastart gegen die zweite Mannschaft SC Freiburg eine Woche zuvor noch eine Rolle gespielt hat. Das Spiel lief nämlich überhaupt nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Es unbedingt besser machen zu wollen und der besondere Stellenwert des DFB-Pokals haben uns noch einmal zusätzlich gepusht. Außerdem hatten wir in der zurückliegenden Saison zweimal in der Liga gegen den SV Hegnach verloren. Das wollten wir auf keinen Fall ein drittes Mal erleben.
Nicht nur gegen den Vizemeister der Regionalliga Süd, sondern auch schon in der ersten Runde gegen den 1. FC Riegelsberg haben Sie sich in die Torschützenliste eintragen. Waren das Ihre bisher bedeutendsten Treffer im OFC-Trikot?
Mundt: Es ist schon ein tolles Gefühl, in einem so prestigeträchtigen Wettbewerb Torschützin zu sein und meinem Team mit den Treffern helfen zu können. Das wird uns mit Sicherheit auch einen Schub für die nächsten Aufgaben in der Meisterschaft geben. Aus emotionaler Sicht war mein Doppelpack am letzten Spieltag der Saison 2021/2022 noch wertvoller. Wir wussten im Vorfeld, dass wir gegen das dritte Team von Eintracht Frankfurt mindestens 4:0 gewinnen müssen, um in der Klasse zu bleiben. In der 89. Minute habe ich dann zum 4:0-Endstand getroffen. Da ist einiges an Last von uns abgefallen.
Was bedeutet es für Sie, das Team als Kapitänin auf das Feld zu führen?
Mundt: Das ist eine große Ehre für mich. Als ich vor einem Jahr von der Entscheidung des Trainerteams erfahren habe, war ich schon zunächst am Grübeln, was das für weitere Aufgaben zur Folge hat. Ich habe an meiner Spielweise und meinem Auftreten aber nichts verändert. Ich bin keine Lautsprecherin, sondern will stattdessen mit meiner Art auf dem Platz als Beispiel vorangehen. Das Team führe ich als Kapitänin aber auch nicht alleine an. Wir sind da insgesamt gut aufgestellt.
Sie wurden in Frankfurt geboren und haben auch viele Jahre im Nachwuchs der Eintracht gespielt. Mussten Sie sich deswegen in Offenbach den einen oder anderen Spruch anhören?
Mundt: Das kommt hin und wieder mal vor. (lacht) Im Frauenfußball ist die Rivalität zwischen den beiden Klubs allerdings nicht so ausgeprägt wie bei den Männern. Nach dem Zusammenschluss der Eintracht mit dem damaligen 1. FFC Frankfurt vor einigen Jahren hatte ich einfach weiterhin Bock darauf, in der Umgebung auf Regionalliganiveau zu spielen und habe mich deshalb dem OFC angeschlossen. Mittlerweile sind noch fünf, sechs weitere Mitspielerinnen von der Eintracht ebenfalls nach Offenbach gewechselt.
Leitet sich aus der Tradition des Klubs auch für die Frauen der Anspruch ab, in den nächsten Jahren höherklassig zu spielen?
Mundt: Ambitionen und Ziele kann und sollte man immer haben. Bei der Frauenabteilung des OFC hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Wir merken, dass das Interesse auch durch unsere Teilnahme am DFB-Pokal gestiegen ist. Leute, die erstmals bei Spielen von uns dabei waren, sind zufrieden nach Hause gegangen. Das ist ein schönes Gefühl. Wir haben unseren Platz in der Frauen-Regionalliga Süd gefunden und können nun anfangen, den Blick nach oben zu richten. Wir wollen um die vorderen Plätze mitspielen.
Die Männermannschaft wurde 1970 als Zweitligist sogar DFB-Pokalsieger, galt aber auch in den zurückliegenden Jahren häufig als Pokalschreck für höherklassige Gegner. Trauen Sie Ihrem Team in dieser Saison eine ganz ähnliche Rolle zu?
Mundt: Warum eigentlich nicht? Es ist ein ganz spezielles Gefühl, ein DFB-Pokalspiel zu bestreiten. Das wollen wir so oft wie möglich erleben. Natürlich gehört da auch ein wenig Losglück dazu. Uns zeichnet nun schon über einen längeren Zeitraum eine stabile Defensive aus, wir kassieren nur wenige Gegentore. Seitdem ich für den OFC spiele, bin ich vom Zusammenhalt begeistert. In diesem Sommer gab es zwar mit neun, zehn Zugängen einige Veränderungen. Wir haben uns aber schnell als Team gefunden. Es fühlt sich an, als würden wir schon länger zusammenspielen. In der Offensive sind wir noch nicht ganz so konstant. Aber auch da sind Fortschritte zu erkennen.
Die Paarungen des Achtelfinales werden am Montag ausgelost. Haben Sie einen Wunschgegner?
Mundt: Da bin ich noch hin- und hergerissen. Einerseits wünsche ich mir einen weiteren Regionalligisten. Dann wäre die Chance auf ein erneutes Weiterkommen auf jeden Fall da. Die anderen Mädels und das Vereinsumfeld hoffen eher auf einen großen Bundesligisten, im Idealfall den FC Bayern München oder den VfL Wolfsburg. Da wurde sich teilweise schon Gedanken gemacht, welches Trikot man sich nach dem Spiel sichern will. Oder natürlich ein Derby gegen Eintracht Frankfurt. (lacht)
Sollte es gegen einen höherklassigen Gegner gehen, hätte der OFC auf jeden Fall Heimrecht. Geht dann das nächste Pokalspiel möglicherweise sogar im großen Stadion am Bieberer Berg über die Bühne?
Mundt: In der Regel tragen wir unsere Spiele direkt gegenüber aus. Wenn wir einen äußerst attraktiven Gegner bekommen und es sich dann realisieren lassen sollte, dass wir am Bieberer Berg spielen dürfen, wäre das ein Traum für uns alle.