Fussballregeln |09.08.2024|12:00

Brandt: Familiärer Sinn für Gerechtigkeit

Sinn für Gerechtigkeit liegt in der Familie: Anna Victoria Brandt(l.) und ihre zwei Brüder.[Foto: Privat]

In diesen Tagen erscheinen die neuen DFB-Fußballregeln für die Saison 2024/2025. Erstmals sind auf dem Cover zwei Amateur-Schiris zu sehen. Es sind Anna Victoria Brandt und Helmut Zickwolf. Beide zählten zu den 63 Schiedsrichter*innen, die im Mai bei einem Gala-Abend auf dem DFB-Campus im Rahmen der bundesweiten Aktion "Danke Schiri" für ihren vorbildlichen Einsatz geehrt wurden.

Anna Victoria Brandt aus dem Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern war mit inzwischen 17 Jahren die jüngste Landessiegerin, Helmut Zickwolf aus dem Badischen Fußballverband mit 77 Jahren der Älteste. Sie repräsentieren damit die Vielfalt der deutschen Schiedsrichterfamilie und verdeutlichen, dass das Regelwerk nicht nur für den Profibereich, sondern auch auf allen Amateurplätzen gilt. FUSSBALL.DE stellt Anna Victoria Brandt vom 1. FC Neubrandenburg 04 vor.

Große Brüder als Schiedsrichter sehr erfolgreich

Dass die gerade einmal 17 Jahre junge Anna Victoria Brandt aus Neubrandenburg schon seit 2019 als Schiedsrichterin aktiv ist, hat sehr viel mit ihrer Familie zu tun. Wobei, das ist sogar noch eine Untertreibung. Schließlich genießt bei den Brandts der Gerechtigkeitssinn auch aus beruflichen Gründen einen hohen Stellenwert. Vater Matthias ist als Richter tätig, Mutter Ramona ist Anwältin, die beiden älteren Söhne studieren Jura in Greifswald.

Brandt: "Ich habe selbst nie Fußball gespielt und wäre ohne die beiden auch niemals auf die Idee gekommen, mich als Schiedsrichterin zu versuchen"

Vor allem aber tritt die angehende Abiturientin Anna Victoria als Schiedsrichterin in die Fußstapfen ihrer großen Brüder, die beide als Unparteiische bereits sehr erfolgreich sind. Sven Hendrik (21) pfeift in Mecklenburg-Vorpommern bereits in der Verbandsliga und wird demnächst auch als Schiedsrichter-Assistent in der neuen DFB-Nachwuchsliga im U 17-Bereich eingesetzt. Jan Erik (19) gehört ebenfalls zum regionalen Förderkader und hat gerade den Aufstieg in die Landesliga geschafft.

"Ich habe selbst nie Fußball gespielt und wäre ohne die beiden auch niemals auf die Idee gekommen, mich als Schiedsrichterin zu versuchen", sagt Anna Victoria Brandt im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Als ich dann mal bei meinen Brüdern zugeschaut habe, dachte ich mir jedoch, dass ich das auch schaffen kann, wenn die beiden das können. Dazu haben sie mich auch extrem motiviert, es zumindest zu versuchen."

"Von Abseits bis dahin noch nie etwas gehört"

So meldete sie sich im Alter von zwölf Jahren für einen Anwärterlehrgang an - und hatte zunächst mit ganz besonderen Herausforderungen zu kämpfen. "Ich hatte beispielsweise bis dahin noch nie etwas von Abseits gehört", sagt sie mit einem Grinsen. "Da musste ich mich erst einmal reinarbeiten."

Das funktionierte allerdings ausgezeichnet. Auch wenn die Corona-Unterbrechung nicht nur für eine unfreiwillige Pause, sondern auch für den einen oder anderen Zweifel sorgte, blieb Anna Victoria Brandt bei der Stange. Sie war zunächst oft als Assistentin erfahrenerer Schiedsrichter*innen im Einsatz, die "mir immer wieder sehr gut erklärt haben, worauf es ankommt". Gleiches galt natürlich auch für ihre Brüder, mit denen sie einmal auch ein komplettes Gespann bilden durfte.

Später leitete die talentierte Unparteiische erste Juniorinnen- und Junioren-Spiele auf Kreisebene, zum Ende der abgelaufenen Spielzeit wurde sie auch schon erstmals als Schiedsrichterin bei einem Männerspiel eingesetzt und hatte dabei selbst zwei Assistenten an der Linie. "Es lief ganz gut", stellt sie zufrieden fest - und fügt gleich hinzu: "Ich habe mir fest vorgenommen, in der neuen Saison mehr Männerspiele zu pfeifen, um mich dabei noch weiter verbessern zu können."

Austausch mit Topschiedsrichter*innen beim DFB

Die Nominierung als Landessiegerin bei der DFB-Aktion "Danke Schiri" kam für Anna Victoria Brandt dennoch "sehr unerwartet". Die Schiedsrichtervereinigung im Kreis Mecklenburgische Seenplatte hat sie als Jung-Schiedsrichterin vorgeschlagen, der Landesverband gab ihr dann auch den Zuschlag.

Die Belohnung war eine Einladung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu einer zweitägigen Veranstaltung am Pfingstwochenende auf dem DFB-Campus. Stellvertretend für mehr als 50.000 Schiedsrichter*innen, die Woche für Woche im Einsatz sind, besuchten die insgesamt 63 Landessieger*innen (Kategorien U 50, Ü 50 und Frauen) zunächst das Bundesliga-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig (2:2) und wurden dann bei einem Gala-Abend noch einmal offiziell geehrt. Dazu konnten sie sich nicht nur untereinander, sondern auch mit Topschiedsrichter*innen aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga und dem Männerprofibereich austauschen. Zum Abschluss fand am nächsten Tag noch eine Campus-Führung statt.

"Unglaubliches Erlebnis" als Zusatzmotivation

"Es war ein unglaubliches Erlebnis, dass mich auch noch zusätzlich motiviert hat, weiter dranzubleiben", gerät Anna Victoria Brandt ins Schwärmen: "Auch der Austausch mit den anderen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern war etwas ganz Besonderes."

Gleiches gilt auch für das Cover der DFB-Fußballregeln, das sie jetzt gemeinsam mit dem badischen Landessieger Helmut Zickwolf (TSV Rinklingen) ziert. "Ich habe mich riesig über die Anfrage gefreut", erklärt Anna Victoria Brandt: "Ich finde es auch eine total gute Idee, dass diesmal Amateur-Schiedsrichter dort abgebildet sind - und dann auch noch aus zwei unterschiedlichen Generationen. Dadurch haben wir die Chance, auch viele andere Menschen zu inspirieren und für den Job als Schiedsrichter zu begeistern."