Liebe zum Kicken|14.10.2024|10:00

Burmeister: Meisterin in der Kreisliga A

Jana Burmeister beim TSV Barmke II: "Der Fußball ist mein Ausgleich im stressigen Alltag."[Foto: bb_sportphoto]

Die Titelsammlung von Jana Burmeister ist beeindruckend – Deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, Gewinnerin der Champions League. Mit dem VfL Wolfsburg hat die 35-Jährige alles gewonnen, was man gewinnen kann. Und das mehrfach. Vor vier Jahren hat Burmeister ihre Karriere beendet. Aber sie hat schnell gemerkt, dass es ganz ohne Fußball nicht geht. Inzwischen steht sie beim TSV Barmke im Tor – in der zweiten Mannschaft in der Kreisliga A. Zuletzt gab es ein 2:1 gegen den TSV Rüningen. Was fasziniert sie am Amateurfußball?

FUSSBALL.DE: Jana Burmeister, Sie spielen seit 2020 für den TSV Barmke. Was reizt Sie am Amateurfußball?

Jana Burmeister: Es ist eigentlich ganz einfach: Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr Fußball. Ich liebe diesen Sport. Als ich in Wolfsburg Schluss gemacht habe, habe ich ganz schnell gemerkt, dass mir etwas fehlt. Ohne Fußball war ich nicht richtig glücklich. Ich war schon länger mit Barmke in Kontakt. So kam es dann dazu, dass ich zum TSV gewechselt bin. Und ich bin glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben.

Wie fühlt sich der Amateurfußball für Sie an?

"Es ist schön, nach den Begegnungen ins Gespräch zu kommen und mit den Zuschauern eine Bratwurst zu essen"

Burmeister: Total toll! Es ist alles sehr familiär. Man hat in Barmke engen Kontakt zu den Fans. Es ist schön, nach den Begegnungen ins Gespräch zu kommen und mit den Zuschauerinnen und Zuschauern eine Bratwurst zusammen zu essen. Das ist natürlich nur eines von vielen Beispielen. Aber dieses Gemeinschaftsgefühl macht für mich den Amateurfußball aus. Innerhalb unserer Mannschaft ist es genauso. Wir sind hier eine große Familie, in der man Wertschätzung erfährt. Ich mache es wirklich aus Liebe zum Fußball – und weil es mir gut tut.

Vorher haben Sie über zehn Jahre Profifußball gespielt, unter anderem beim VfL Wolfsburg. Wie schauen Sie auf die Zeit zurück?

Burmeister: Es war großartig. Auch wenn ich leider nicht so viel gespielt habe, wie ich es mir erhofft hatte. Es war schon als kleines Kind mein Wunsch und mein Traum, mit dem Fußball mein Geld verdienen zu können. Das war in diesem Zeitraum in Wolfsburg auch möglich. Ich habe mit dem VfL die Welt gesehen. Wir sind durch Europa gereist. Ich durfte tagtäglich mit überragenden Spielerinnen auf dem Platz stehen. Es war wirklich eine fantastische Zeit...

... mit ganz vielen Titel. Welche Bedeutung haben diese für Sie vor dem Hintergrund, dass Sie oft nicht zum Einsatz gekommen sind?

Burmeister: Ich war trotz allem ein vollwertiger Teil des Kaders. Ich habe in jedem Training mein Bestes gegeben und den Konkurrenzkampf hoch gehalten. Vielleicht habe ich dadurch auch die anderen Torhüterinnen zur Bestleistung angespornt.

Was sticht für Sie aus Ihrer Zeit in Wolfsburg heraus?

Burmeister: Ganz sicher der Gewinn des Triples 2013. Niemand hatte da mit uns gerechnet. Es war eine unglaubliche Saison. Diese Erlebnisse werde ich immer in Erinnerung behalten. Aber auch die Zeit vorher in Jena war sehr prägend für mich. Ich denke gerne an meine Jahre auf den Sportgymnasium dort zurück. Beim FF USV Jena fing alles für mich an. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir 2011 als kleiner Verein und krasser Außenseiter im ersten eigenständigen DFB-Pokalfinale in Köln gespielt haben. Über 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren da. So etwas hatte niemand von uns bis dahin erlebt. Es war ein unbeschreibliches Ereignis – auch wenn wir 0:1 gegen Duisburg verloren haben. Für uns alle ist da dennoch ein Traum in Erfüllung gegangen.

Zurück in die Gegenwart: Ein Bild in diesem Beitrag zeigt Sie im Trikot des TSV Barmke mit Ihrer Tochter Ella auf dem Arm. Wie funktioniert die Doppelrolle als Mutter und Amateurfußballerin?

Burmeister: Ella ist jetzt neun Monate. Als sie zur Welt gekommen ist, hatte ich eigentlich vorgehabt, meine Karriere wirklich zu beenden. Ich dachte, dass ich mich zwischen meiner Tochter und dem Fußball entscheiden muss. Aber so ist es gar nicht. Ich habe dann in Barmke ab und zu mal mittrainiert, um mich etwas fit zu halten. Gleichzeitig habe ich immer betont, dass ich da bin, falls ich mal gebraucht werde. Und so kam es dann kürzlich auch. Bei der zweiten Mannschaft in der Kreisliga sind beide Torhüterinnen ausgefallen, also bin ich eingesprungen. Neulich musste ich sogar einmal bei der ersten Mannschaft in der Regionalliga im Duell gegen Hannover 96 aushelfen. Das hat sich fast wie früher angefühlt.

Und wie lief es sportlich?

Burmeister: Ich habe kein Tor kassiert. Wir haben 1:0 gewonnen… Es war ein schönes Spiel und es hat mir richtig Spaß gemacht.

Haben die Gegnerinnen registriert, wer beim TSV Barmke im Tor stand?

Burmeister: Nein, ich glaube nicht, dass das großartig ein Thema ist. Vielleicht hat die eine oder andere im Nachhinein mal nachgeschaut, wer diese Jana Burmeister ist. Aber für mich spielt das wirklich keine Rolle. Ich will Spaß haben und der Mannschaft und dem Verein helfen. Alles andere ist zweitrangig.

Ist Ihre Tochter bei den Spielen dann auch vor Ort?

Burmeister: Genau das ist ja das Schöne. Sie ist immer wie selbstverständlich dabei, auch in der Kabine. Niemand hat damit ein Problem. Und wenn ich mal 90 Minuten im Tor stehe, dann kümmert sich jemand aus der Mannschaft um sie. Alle sind für sie da, alle bespaßen sie. Das meine ich damit, dass wir hier eine große Familie sind. Wir helfen uns gegenseitig. Das zeichnet für mich den Amateurfußball aus. So muss es sein.

Sie können also Ihrem großen Hobby nachgehen und wissen Ihre Tochter für diesen Zeitraum dennoch in guten Händen?

Burmeister: Ja, genauso ist es. Es ist gleichzeitig aber ganz klar besprochen, dass ich mich in die zweite Reihe zurückziehe, wenn unsere Stammtorhüterinnen wieder zur Verfügung stehen. Ich möchte niemandem den Platz wegnehmen.

Ganz ohne Fußball geht es für Sie aber offenbar nicht.

Burmeister: Ich habe es wirklich versucht, aber es funktioniert nicht. Während meiner Schwangerschaft habe ich mittrainiert, so lange das möglich war. Aber dann nicht mehr im Tor, sondern auf dem Feld. Und schon sechs Wochen nach Ellas Geburt stand ich wieder auf dem Rasen. Der Fußball ist mein Ausgleich im stressigen Alltag.