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Familienbande |14.11.2018|14:30

Höler und Höler: zwei Cousins, ein Sport

Heute und damals: Freiburg-Profi Lucas Höler (l.) und sein Cousin Jan-Moritz Höler vom Bremer SV.[Foto: privat/Collage FUSSBALL.DE]

Es läuft die 89. Minute in der Münchner Arena, als der FC Bayern erneut gedemütigt wird. Nach einem wieder einmal mühsamen Heimauftritt führt der deutsche Rekordmeister durch ein spätes Tor von Jung-Nationalspieler Serge Gnabry (80.) 1:0 gegen den SC Freiburg – und dann kommt der große Auftritt von Lucas Höler. Nach einer starken Linksflanke von Christian Günter drückt der Stürmer den Ball an Manuel Neuer vorbei zum 1:1 ins Netz. Es ist der erste Punkt der Schwarzwälder in München seit 23 Jahren. 900 Kilometer weiter nördlich reißt es einen Bremer vor dem Fernseher vom Sofa: Es ist Jan-Moritz Höler (23), der Cousin des 24 Jahre alten Freiburger Profis – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.

Schwanewede im Landkreis Osterholz, nördlich von Bremen. Beim örtlichen FC Hansa beginnt der Aufstieg des kleinen Torjägers bis in die Bundesliga. VSK Osterholt-Scharmbeck und Blumenthaler SV heißen die weiteren Stationen in der Jugend, ehe Lucas Höler beim VfB Oldenburg landet. "Alexander Nouri war damals sein Trainer", erinnert sich sein Cousin Jan-Moritz und führt aus: "In Blumenthal hat er zuvor schon als Jugendlicher in der ersten Mannschaft gespielt und viele Tore gemacht. In Oldenburg hat sich dann sein Weg in den Profifußball abgezeichnet. Er hat auch einfach sehr viel dafür getan, seinen Traum zu verwirklichen und dem Fußball alles andere untergeordnet."

Fünf Ligen in fünf Jahren

Eine Besonderheit: Von Blumenthal über Oldenburg, Mainz 05 II und dem SV Sandhausen bis jetzt zum SC Freiburg hat Lucas Höler im Herrenbereich die fünf höchsten Spielklassen hinter sich. "Für mich ist es immer spannend, von ihm zu erfahren, wie er selbst die Unterschiede zwischen Ober-, Regionalliga, 3. Liga und den beiden Bundesligen bewertet", betont sein Cousin.

"Als Lucas das Tor in München gelungen ist, habe ich Freudentränen verdrückt"

Bei ihm selbst fehlt dafür ebenfalls nicht viel. Jan-Moritz Höler fängt mit fünf Jahren beim SV Lilienthal-Falkenberg an zu kicken. Sein Vater Frank und Lucas' Vater Ralf sind Brüder, wohnen etwa 15 Kilometer voneinander entfernt. Die Kinder sehen sich häufig, jedes Wochenende und in den Ferien, wenn es nach Mallorca oder auf den Zeltplatz geht. "Lucas war für mich wie ein großer Bruder", so Jan-Moritz Höler. Meistens treffen sie sich bei Lucas in Schwanewede. "Wir hatten da in der Straße so einen Wendekreisel, das war unser Bolzplatz, wo wir einfach Tore hingestellt und zu zweit gegen die drei Simsek-Brüder gekickt – und meistens gewonnen – haben", erinnert sich Jan-Moritz Höler und lacht.

Im Verein spielen die beiden unzertrennlichen Cousins nicht zusammen, dafür sind dann 15 Kilometer doch zu weit, allerdings manchmal in der Jugend gegeneinander. "Lucas war damals immer der beste Spieler in seiner Mannschaft und für mich war es ein besonderer Ansporn, mit meinen Jungs gegen ihn zu spielen", verrät Jan-Moritz Höler.

Mit Julian Brandt in Schweden

Von Lilienthal-Falkenberg wechselt er zum SC Borgfeld, dem Verein, in dem Julian Brandt aufwächst. Der Nationalspieler, 1996 geboren, spielt jeweils im jüngeren Jahrgang als Jan-Moritz Höler. Bei einem großen internationalen Jugendturnier in Schweden werden aber unter den Borgfeldern auch mal die Mannschaften gemischt und die beiden Talente glänzen zusammen im Mittelfeld.

Für Jan-Moritz Höler geht es von Borgfeld weiter zum FC Oberneuland , zu der Zeit hinter Werder die beste Adresse im Bremer Fußball. Er wird als A-Jugendlicher bereits in der ersten Mannschaft in der Regionalliga Nord eingesetzt. "Da war ich vielleicht nahe dran, es wie Lucas auch in den Profibereich zu schaffen", meint Jan-Moritz Höler. Der Traum zerschlägt sich, auch weil der FC Oberneuland im Jahr 2013 Insolvenz anmelden und aus der Regionalliga zwangsabsteigen muss – ausgerechnet nach der Saison, in der die Bremer Vorstädter mit dem DFB-Pokalmatch gegen Borussia Dortmund eines der größten Highlights der Vereinsgeschichte erleben.

Nachdem es von Oberneuland aus für ihn im Fußball nicht weiter nach oben geht, konzentriert sich Jan-Moritz Höler auf seinen beruflichen Werdegang. Er absolviert eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, spielt zunächst beim TSV Ottersberg, ehe es über die Stationen Werder Bremen III, noch einmal Oberneuland sowie Borgfeld am 1. Januar 2018 zum Oberligisten Bremer SV geht.

Trainer mit Lebensaufgabe

Parallel zur eigenen Spielerkarriere ist er als Trainer tätig. Schon mit 15 übernimmt Jan-Moritz Höler eine Nachwuchs-Mannschaft: die F-Jugend (Jahrgang 2002) beim SC Borgfeld – es ist eine kleine Lebensaufgabe. "Wir haben zwar im Laufe der letzten Jahre mit Teilen der Mannschaft den Verein gewechselt, von Borgfeld nach Oberneuland und inzwischen zum Bremer SV, aber ein paar der Jungs von damals sind immer noch dabei, inzwischen in der U 17", berichtet der B-Lizenz-Inhaber.

Bis zum Übergang in die Herren möchte er seine Truppe weiter trainieren und dann eventuell wieder mit den ganz Kleinen anfangen. "Wichtig ist mir dabei, meine große Leidenschaft zum Fußball an die Jungs weitergeben zu können. In dieser Tätigkeit stand ich ihnen nicht nur beratend in Sachen Fußball zur Seite, sondern auch in persönlichen Angelegenheiten. Es erfüllt mich einfach mit sehr viel Freude, die Jungs heranwachsen zu sehen. Das gibt mir viel zurück", sagt Jan-Moritz Höler.

Der kleine und der große Fußball, bei den Hölers ist der Übergang zwischen diesen Welten fließend. "Als Lucas das Tor in München gelungen ist, habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut und auch die ein oder andere Freudenträne verdrückt. Ich habe ihm per WhatsApp geschrieben, dass ich sehr stolz auf ihn bin und er so weiter machen soll", sprudelt es aus Jan-Moritz Höler heraus.

Angefangen hat die Geschichte in einem Wendekreisel in Schwanewede.

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