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Der Traum von Jannis Niestädt wird wahr: Sein Klub, der Bremer SV aus der Bremen-Liga, der aktuell noch um den Aufstieg in die Regionalliga Nord spielt, trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04, den Lieblingsverein des 27 Jahre alten Innverteidigers. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht S04-Fan Niestädt über sein wohl größtes Spiel und Simon Terodde.
FUSSBALL.DE: Das Losglück meint es gut mit dem Bremer SV: Nach dem Spiel gegen den FC Bayern München in der Vorsaison kommt jetzt der FC Schalke 04 nach Bremen. Wie groß war die Freude über das Los, Herr Niestädt?
Jannis Niestädt: Für mich persönlich ist es das absolute Traumlos. Mein Herz schlägt für den FC Schalke 04. Daher freue ich mich riesig darüber, dass ich die Chance bekomme, in einem Pflichtspiel gegen meinen Lieblingsklub im Einsatz zu sein. Außerdem freue ich mich auf die Atmosphäre, wenn wir im Bremer Weserstadion auflaufen. Die Schalke-Fans werden sicherlich für eine noch bessere Stimmung sorgen, als es gegen den FC Bayern der Fall war.
Was waren Ihre ersten Gedanken, als Schalke dem Bremer SV zugelost wurde?
"Falls Kevin Großkreutz mal in Bremen unterwegs ist, lade ich ihn gerne auf einen Döner ein"
Niestädt: Wir waren gerade auf dem Rückweg von unserem Aufstiegsspiel in Emden und haben unterwegs einen Halt in einer Gaststätte gemacht. Dort haben wir mit der gesamten Mannschaft die Auslosung verfolgt. Nachdem immer mehr Kugeln aus dem Topf gezogen waren, wurden auch die Chancen immer größer, entweder auf meinen absoluten Wunschgegner Schalke 04 oder erneut auf den FC Bayern zu treffen. Schließlich waren fast nur noch Hochkaräter in den übrig gebliebenen Kugeln. Als es dann tatsächlich darum ging, wer unser Gegner wird, konnte man bereits am Blick von Ziehungsleiter Peter Frymuth erkennen, dass wir wohl erneut auf einen der ganz Großen treffen. Nachdem ich dann Schalke gesehen habe, war ich allerdings in einem Zwiespalt. Einerseits hatten wir nur zwei Stunden zuvor das wichtige Auftaktspiel um den Aufstieg verloren. Auf der anderen Seite konnte ich aber meine Freude über das Los auch nicht verbergen.
Ausgerechnet der Ur-Dortmunder und langjährige BVB-Profi Kevin Großkreutz, Weltmeister von 2014, sorgte also für das vielleicht größte Spiel Ihrer Laufbahn?
Niestädt: Ja, das ist kurios: Als ich gesehen habe, wer die Lose zieht, dachte ich zunächst: "Das kann ja nichts werden." Letztlich hat er aber doch sehr gute Arbeit geleistet. Falls Kevin Großkreutz mal in Bremen unterwegs ist, lade ich ihn gerne auf einen Döner ein. (lacht)
Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Ihr Herz für den FC Schalke 04 schlägt?
Niestädt: Obwohl ich in Rotenburg in Niedersachsen, rund 50 Kilometer östlich von Bremen, geboren bin, schlägt mein Herz schon immer für den FC Schalke. Das liegt daran, dass schon mein Vater großer S04-Fan war. Ich wurde dann mit diesem Gen in die Familie hineingeboren. Nach der Ziehung stand mein Handy kaum still - es gab viele Glückwünsche und sofort Ticketanfragen. (lacht)
Sie waren in dieser Saison zwischenzeitlich in die Oberliga Hamburg gewechselt, kehrten in der Winterpause aber nach nur einem halben Jahr zum Bremer SV zurück. Was waren die Gründe?
Niestädt: Ich war wegen meines Masterstudiums nach Hamburg gewechselt. Zu Beginn hatte ich mich Concordia Hamburg in der Oberliga Hamburg angeschlossen. Allerdings war bereits nach einigen Wochen klar, dass es dort nicht so richtig passt. Deswegen bin ich nur kurz darauf zum Ligakonkurrenten Hamm United FC gewechselt. Weil aber im Wintersemester wieder die Möglichkeit bestand, die Kurse an der Uni online zu absolvieren und mir außerdem die berufliche Chance geboten wurde, in der Heimat eine Werkstudententätigkeit anzutreten, habe ich mich dazu entschlossen, auch zum Bremer SV zurückzukehren.
In der ersten Runde der zurückliegenden Spielzeit - also nur kurz nach Ihrem Wechsel vom Bremer SV nach Hamburg - hatte der BSV gegen den FC Bayern München 0:12 verloren. Waren Sie traurig, nicht selbst auf dem Platz zu stehen?
Niestädt: Immerhin konnte ich das Spiel vor Ort im Stadion zu sehen. Ich habe aber immer gesagt, dass Karma alles regeln wird. Noch bevor ich die Entscheidung final getroffen hatte, nach Hamburg zu gehen, wollten mich meine Mitspieler zum Bleiben überreden. Ein Argument war das Duell mit dem FC Bayern. Ich habe mich aber dennoch für meine berufliche Perspektive entschieden und war mir sicher, dass mir das Schicksal zu einem anderen Zeitpunkt noch eine weitere Möglichkeit bieten würde. Die ist jetzt mit dem Spiel gegen meinen Lieblingsklub gekommen.
Was macht Sie zuversichtlich, dass es gegen Schalke 04 nicht eine erneute Abreibung geben wird?
Niestädt: Zunächst einmal: Schalke ist nicht Bayern. Das muss man in aller Deutlichkeit so sagen. Auch wenn ich S04-Fan bin. (lacht) Außerdem befindet sich der Klub nach dem Aufstieg in einem Umbruch. Es kommen neue Spieler, die erst einmal ihren Platz innerhalb der Mannschaft finden müssen. Wir haben die Hoffnung, dass Schalke 04 so früh in der Saison seine Form noch nicht gefunden hat. Auf jeden Fall glauben wir an unsere Chance. Aber egal, wie es auch kommt: Ich werde jeden Moment dieser Begegnung genießen.
Auf welches Duell gegen Ihren Lieblingsklub freuen Sie sich am meisten?
Niestädt: Ganz klar: Torjäger Simon Terodde! Gegen einen Spieler wie ihn mal auf dem Platz zu stehen, wäre der Wahnsinn. Ich hoffe, dass er die Reise nach Bremen mit antreten wird, sodass ich die Möglichkeit habe, mich im direkten Duell mit ihm zu messen.
Verletzungsbedingt standen Sie in dieser Saison längere Zeit nicht zur Verfügung. Wie halten Sie sich jetzt vor dem Spiel gegen Schalke fit?
Niestädt: Verletzungen gehören im Fußball immer wieder dazu. Auch aktuell setzt mich eine doppelte Bänderdehnung außer Gefecht, sodass ich meine Mannschaft in dieser entscheidenden Phase leider nicht unterstützen kann. Um aber so schnell wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen, schiebe ich seit mehreren Wochen fast jeden Tag Schichten im Kraftraum. Außerdem arbeite ich an meiner Ausdauer und meiner Beweglichkeit, um wieder ganz der Alte zu werden. Damit ich wieder in Form komme, habe ich sogar meine Ernährung umgestellt.
Bis es in die kurze Sommerpause geht, stehen noch zwei wichtige Begegnungen auf dem Programm. In der Aufstiegsrunde kann der Bremer SV noch das Ticket für die Regionalliga Nord lösen. Worauf kommt es nun nach der 1:2-Auftaktniederlage bei Kickers Emden an?
Niestädt: Es war ein Spiel, das wir eigentlich nicht verlieren durften. Ein Unentschieden wäre aus meiner Sicht gerecht gewesen. Nach unserem Treffer zum 1:0 haben wir es aber verpasst, die Führung länger zu verteidigen, und kassieren nur kurz darauf den Ausgleich. Dazu war es noch ein Fallrückzieher-Treffer der Marke "Tor des Monats", das ein Spieler während seiner Laufbahn wohl nur einmal so hinbekommt. Sonst wären wir womöglich mit einer Führung in die Kabine gegangen. Aber so ist es nun mal im Fußball. Wichtig ist aber, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Schließlich haben wir noch zwei Spiele vor der Brust. Es ist noch alles offen.
Das 1:2 in Emden war die erste Niederlage seit dem 0:12 gegen den FC Bayern. Was war es für ein Gefühl, nach so einer langen Zeit den Platz wieder als Verlierer zu verlassen?
Niestädt: Es war ein komisches Gefühl. Die Rückfahrt war selten so ruhig. Nach mehr als zwei Jahren in einem Meisterschaftsspiel wieder eine Niederlage zu kassieren, ist seltsam. Umso wichtiger ist es nun, dass wir uns auf unsere Stärken fokussieren. Wir gehören zu den spielerisch und technisch besten Mannschaften der Liga. Wenn wir es schaffen, diese Stärken auf den Platz zu bringen, dann bin ich mir sicher, dass wir dem Aufstieg nach wie vor realisieren können. Das würde uns mit Blick auf das Pokalduell mit dem FC Schalke 04 auch noch zusätzliches Selbstvertrauen geben.
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