Siegtorschütze |24.05.2022|12:00

Lamine Diop: "Bayern? Immer noch Gänsehaut"

Diop (r.): "Trotz unserer 0:12-Niederlage war es ein einmaliges Erlebnis."[Foto: 2021 Getty Images]

Der Bremer SV, unbesiegter Meister der Bremen-Liga, darf sich noch vor den Aufstiegsspielen zur Regionalliga Nord über die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal freuen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Stürmer Lamine Diop (27), am Finaltag der Amateure Siegtorschütze gegen den Leher TS (1:0), über den Triumph im Bremer Landespokal und eine mögliche Revanche gegen den FC Bayern München.

FUSSBALL.DE: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg im Bremen-Pokal und zur erneuten Teilnahme am DFB-Pokal. Wie ausgelassen haben Sie den Sieg gefeiert, Herr Diop?

Lamine Diop: Nach dem Finale haben wir in der Kabine und im Stadion gemeinsam mit unseren Fans ein wenig die Sau rausgelassen. Das Team hat die Party dann zu unserer Heimspielstätte an den Panzenberg verlegt. Ich musste mich aber leider schon früh verabschieden, weil ich noch auf der Hochzeit meines besten Freundes eingeladen war. Die Stimmung dort war aber mindestens genauso gut. (lacht)

Sie waren im Endspiel der einzige Torschütze. Wie groß war die Freude darüber, dass Sie am Pokalsieg so entscheidend beteiligt waren?

"Wenn man auf einmal gegen Thomas Müller oder Joshua Kimmich auf dem Platz steht, dann ist es ein ganz besonderes Gefühl"

Diop: Es ist ein tolles Gefühl, der Mannschaft mit einem Tor zum Titel verholfen zu haben. Es war aber von uns allen eine hervorragende Mannschaftsleistung. Unser Schlussmann Malte Seemann hat uns beispielsweise in der einen oder anderen Situation vor einem Gegentor bewahrt. Sebastian Kmiec war nach längerer Verletzungspause wieder dabei und spielte, als ob er nie weggewesen wäre. Jeder hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen.

Durch den Sieg ist eine weitere Teilnahme im DFB-Pokal sicher. Noch im August 2021 durften Sie gegen den großen FC Bayern München antreten. Wie sind Ihre Erinnerungen an dieses Highlight?

Diop: Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an dieses Spiel zurückdenke. Wir spielen alle gerne Fußball. Wenn man dann aber auf einmal gegen Thomas Müller oder Joshua Kimmich auf dem Platz steht, dann ist es ein ganz besonderes Gefühl. Ich weiß noch genau, wie es war, im Bremer Weserstadion vor mehr als 10.000 Zuschauer*innen im Bremer Weserstadion einzulaufen und jubelnde Fans zu sehen.

Eine Aktion von Ihnen ist in besonderer Erinnerung geblieben: Der Fallrückzieher-Versuch gegen Sven Ulreich im Tor der Bayern. Wie häufig werden Sie noch darauf angesprochen?

Diop: Es kommt hin und wieder vor, dass ich mit dem Fallrückzieher in Verbindung gebracht werde. Dann kommen Sprüche wie "Ach, du warst das, der den Fallrückzieher gemacht hat". Ich hätte den Ball vermutlich besser annehmen sollen. Auf jeden Fall ist es ist eine schöne Erinnerung. Gerne denke ich auch an meine Torchance zurück. Auf einen Schuss auf das Gehäuse der Bayern können nicht viele unterklassige Akteure zurückblicken. Trotz unserer 0:12-Niederlage war es ein einmaliges Erlebnis, an das ich gerne zurückdenke.

Die Saison ist für den Bremer SV noch lange nicht beendet. Zwischen dem 29. Mai und 5. Juni geht es noch in drei Partien um den Aufstieg in die Regionalliga Nord. Dabei kämpft der Bremer SV als Meister der Bremen-Liga mit dem BSV Kickers Emden, dem SV Todesfelde und Concordia Hamburg um zwei Aufstiegsplätze. Sorgt der Pokalerfolg für zusätzliches Selbstvertrauen?

Diop: Es gibt so oder so keinen Grund, mit Angst in die Aufstiegsrunde zu gehen. Der Sieg im Pokal hat uns sicherlich auch ganz gutgetan. Unser großes Ziel ist es, endlich in die Regionalliga Nord aufzusteigen. Wir haben bislang eine tolle Saison gespielt, diese wollen wir mit dem Aufstieg krönen.

In den vergangenen Jahren ist der Bremer SV schon häufig am Aufstieg vorbeigeschrammt. Wie bewerten Sie in dieser Saison die Chancen?

Diop: Bislang war ich bei keiner Aufstiegsrunde dabei. Daher ist es für mich schwierig, die anderen Spielzeiten zu beurteilen. Ich gehe in die Partien und möchte am liebsten immer gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wir als Mannschaft alles aus uns herausholen werden, um das Ziel am Ende zu erreichen. Wichtig ist, dass wir uns weiterhin voll und ganz auf die kommenden Begegnungen konzentrieren und uns vernünftig vorbereiten. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um uns so gut wie möglich auf die kommenden Gegner einzustellen.

Meistertrainer Benjamin Eta hat der Mannschaft mitgeteilt, den Verein nach der Saison verlassen zu wollen. Wie bewerten Sie diesen Schritt?

Diop: Die Entscheidung des Trainers kam etwas überraschend. Seine Beweggründe, in der kommenden Saison höherklassig trainieren zu wollen, konnte innerhalb der Mannschaft aber jeder nachvollziehen. Auch die Reaktion des Vereins, Planungssicherheit haben zu wollen, ist durchaus verständlich. An der guten Stimmung bei den Trainingseinheiten hat seine Entscheidung aber nichts geändert.

Sie sind seit 2020 für den Bremer SV am Ball. Wie sieht Ihre sportliche Perspektive aus?

Diop: Mein Ziel ist es, in der Regionalliga zu spielen. Mit dem Aufstieg würde ich gerne die Weichen dafür stellen. Sicherlich wäre der Gang in die Regionalliga mit meinem Beruf als Sport- und Biologie-Lehrer an einer Oberschule etwas schwieriger zu bewältigen. Für meinen Wunsch, in der 4. Liga zu spielen, würde ich das aber gerne in Kauf nehmen. Konkrete Gespräche über meine Zukunft gab es mit dem Verein allerdings noch nicht. Ich gehe davon aus, dass wir uns zusammensetzen, sobald die Saison beendet ist und wir wissen, in welcher Liga wir künftig an den Start gehen.

Bereits am kommenden Sonntag findet die Auslosung für die erste Runde im DFB-Pokal statt. Mal ehrlich: Hätten Sie lieber eine Revanche gegen den FC Bayern München oder doch einen anderen Gegner?

Diop: Ein Wiedersehen mit dem FC Bayern hätte sicherlich seinen Reiz. Dann könnten wir mal sehen, wie wir uns im Laufe einer Saison entwickelt haben. (lacht) Zumindest würden wir uns alle über einen Gegner freuen, bei dem viele Fans kommen. Über ein Duell mit Borussia Dortmund oder unserem Nachbarn SV Werder Bremen würde ich mich nicht beschweren.